Den alten Regeln der Walz folgend brechen Gesell*innen der traditionellen Zünfte nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit zu einer langen Wanderschaft auf. Sie ziehen durch die Lande, um ihre Fähigkeiten und ihr Wissen bei verschiedenen Meister*innen anzuwenden. Um Neues zu lernen und kennenzulernen – neue Arbeitsweisen, fremde Orte, Regionen, Länder und Menschen. Erfahrungen sammeln. Für mindestens drei Jahre und einen Tag begeben sich die zünftigen Wandergesell*innen wie Zimmersleute, Tischler*innen, Gesell*innen der Texilbranche und Bäcker*innen in entsprechender Kluft auf die Walz. Eine Bannmeile von meist 50km um den jeweiligen Heimatort verbietet das Heimkehren für die gesamte Zeit der Walz. Nicht älter als 30 Lebensjahre, ledig, kinderlos und schuldenfrei soll ein Tippelbruder bzw. eine Tippelschwester sein. So soll sichergestellt werden, dass er oder sie nicht vor Verantwortlichkeiten davonläuft. Zudem gilt: Kein Geld für Unterkunft und Fortbewegung. Sprich es wird gewandert, getrampt, draußen übernachtet oder bei Menschen, welche die zünftigen Gesell*innen aufnehmen. Und: Kein Telefon oder Handy. Hui! Soweit die traditionellen Regeln der zünftigen Walz.
Ich bin keine zünftige Wandergesellin und werde es auch nie sein. In der Sprache der Tippelbrüder und Tippelschwestern werden solche Menschen (wie ich) als Kuhkopp oder Speckjäger*in bezeichnet – den Vorteilen der Walz hinterherjagend aber keiner der alten Zünfte zugehörig. Ich akzeptiere die Tradition der Walz und akzeptiere, dass ich in den Augen der Wandergesell*innen keine richtige Walz machen werde und niemals eine richtige Wandergesellin sein werde. Dennoch möchte ich mich auf die Walz begeben, einfach weil das Konzept für mich so viel Sinn macht. Meine WirtschaftsWandelWalz hat deswegen ihren eigenen Rahmen und ein eigenes Regelwerk.